Technologie im Wettlauf: Effiziente Lösungen zur Drohnendetektion und -abwehr
10.01.2025 Drohnen Perimeterschutz/Sicherheit Branchenartikel Perimeter Protection

Technologie im Wettlauf: Effiziente Lösungen zur Drohnendetektion und -abwehr

Drohnen haben sich zu einem Massenprodukt entwickelt und sind für nahezu jedermann leicht zugänglich. Dadurch verschärfen sich die Herausforderungen im Perimeterschutz drastisch und die Überwachung des Luftraums rückt in den Fokus.

Im Perimeterschutz haben sich Drohnen inzwischen als effektive Unterstützung von Sicherheitskräften etabliert. Gleichzeitig ist mit der Verbreitung der immer erschwinglicheren und einfach zu bedienenden Technologie auch ein Wettlauf mit Angreifern entstanden. Denn ihre breit gefächerten Einsatzmöglichkeiten erschweren eine effektive Kontrolle.

Drohnendetektionssystem Effektive Drohnendetektionssysteme kombinieren Technologien wie Radar, optische Systeme, Infrarot-Sensoren, RF-Cyber-Systeme und Jammer.

Dabei wird die Grenze zwischen legalem und illegalem Drohnenbetrieb klar gesetzlich definiert. Werden regulatorische Vorgaben missachtet und Drohnen ohne die erforderlichen Nachweise und Genehmigungen betrieben, handelt es sich um sogenannte unkooperative Drohnen. „Das sind strafrechtlich relevante Handlungen, die von den Sicherheitsbehörden konsequent verfolgt werden“, betont Dr. Gerald Wissel, Vorstandsvorsitzender des UAV DACH.

 

Warum die Luftraumüberwachung unverzichtbar ist

 

Aktuell ist laut Stephan Kraschansky, CEO des Hightech-Unternehmens Aaronia, die Spionage die größte Bedrohung im Bereich Perimeterschutz, die durch Drohnen entsteht. „Handelsübliche Drohnen von Herstellern wie DJI, Parrot oder Xiaomi eignen sich hervorragend, um kritische Infrastrukturen aus Bereichen wie Transport, Energie und Telekommunikation auszuspionieren“, so Kraschansky. Auch Firmen- und Testgelände sind häufig Ziel solcher Aktivitäten. 

Die wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Folgen solcher Angriffe können gravierend sein. Denn der Verlust sensibler Daten oder geistigen Eigentums stellt eine ernsthafte Bedrohung dar. „Darüber hinaus können Drohnen Sabotage an IT- und Kommunikationssystemen betreiben, etwa durch den Einsatz von IMSI-Catchern, die Signale abfangen oder stören“, hebt Jochen Geiser, Head of Product Special Security Solutions beim Sicherheitsexperten Securiton, hervor. Solche Angriffe können Netzwerke manipulieren, Kommunikationswege blockieren und die Koordination von Sicherheitsmaßnahmen erheblich beeinträchtigen.

Auch der Transport illegaler Gegenstände wie Drogen oder Waffen ist eine wachsende Herausforderung. Insbesondere in gesicherten Bereichen wie Gefängnissen oder Sperrzonen nehmen solche Vorfälle zu. Die Konsequenzen reichen von wirtschaftlichen Schäden über die Zerstörung essenzieller Einrichtungen bis hin zu physischen Gefahren und einer verschärften Bedrohungslage.

Eine weitere akute Gefahr stellen bewaffnete Drohnen dar, die Sprengstoffe sowie chemische oder biologische Substanzen transportieren können. „Zukünftig könnte der Einsatz von Drohnen für terroristische Angriffe an Bedeutung gewinnen“, so Stephan Kraschansky. Die jüngsten Ereignisse im russisch-ukrainischen Krieg hätten gezeigt, wie effektiv selbst nicht-militärische Drohnen als Waffen eingesetzt werden können. „Videos solcher Einsätze, die auf Social Media kursieren, könnten terroristische Gruppen auch außerhalb von Kriegsgebieten inspirieren“, warnt er und ergänzt: „Es ist daher entscheidend, Drohnendetektion und -abwehr schnell und umfassend in den Perimeterschutz zu integrieren.“

Sie möchten das Thema vertiefen? Auf der Perimeter Protection 2025 haben Sie vom
14. bis 16. Januar 2025 die Möglichkeit, sich mit Branchenexperten auszutauschen.

Kombinierte Abwehrmaßnahmen für höchste Effizienz

 

Die vielfältigen praktischen Vorteile unbemannter Systeme im Perimeterschutz überwiegen bei Weitem die potenziellen Nachteile durch missbräuchliche oder illegale Nutzung. Dennoch gewinnt die Abwehr von Drohnen aufgrund wachsender Gefahren zunehmend an Bedeutung. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, arbeitet die Industrie kontinuierlich an innovativen Lösungen. 

Die Perimeter Protection in Nürnberg hat die Bedeutung des Themas schon lange erkannt und bietet in der Halle 2 den Ausstellern des Bereichs Drohnen und andere unbemannte Systeme den Raum, die technischen, rechtlichen und praxisnahen Möglichkeiten zum Einsatz und zur Abwehr von Drohen zu zeigen. Hier zeigt sich, dass zur Detektion von Drohnen verschiedene Technologien verwendet werden sollten. „Die zuverlässigsten Drohnendetektionssysteme kombinieren in der Regel mehrere Technologien, um eine hohe Erkennungsgenauigkeit, Reichweite und Widerstandsfähigkeit gegen Störungen zu gewährleisten“, erklärt Gerd Kupferer, Head of Sales Special Security Solutions bei Securiton. Als besonders effektiv haben sich laut Kupferer RF-Cyber-Systeme zur kontrollierten Übernahme unkooperativer Drohnen, Radar, optische Systeme –– insbesondere in Kombination mit Infrarot-Sensoren – und Jammer erwiesen: „Wenn diese Technologien zusammenarbeiten, ermöglichen sie eine effektive und präzise Überwachung von Drohnen, was insbesondere in sicherheitskritischen Bereichen von großer Bedeutung ist.“

Aber auch die nachgelagerte Auswertung und Klassifizierung der erfassten Signale mithilfe von speziellen Software- und KI-Lösungen ist ein wesentlicher Bestandteil entsprechender Systeme. „Dabei muss je nach Einsatzzweck und zu überwachendem Luftraum individuell entschieden werden, was in puncto Zuverlässigkeit, aber auch hinsichtlich der Kosten-Nutzen-Kalkulation das Optimum darstellt“, erläutert Dr. Wissel. Eine individuell angepasste Sensorik-Kombination verspreche dabei die größtmögliche Zuverlässigkeit und Detektionsgenauigkeit. Und auch die Kombination aus Wachpersonal und unbemannten Systemen ermöglicht laut Dr. Gerald Wissel in diesem Zusammenhang einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit.

Die technische Entwicklung in diesem Bereich gleicht einem Wettlauf zwischen Angreifern und Verteidigern. „Drohnen mit Technologien wie schnellem Frequenzhopping oder KI-gesteuerter Navigation werden die Abwehrsysteme vor neue Herausforderungen stellen“, so Stephan Kraschansky. Trotz der Fortschritte in der Drohnentechnologie werde es aber auch weiterhin Möglichkeiten geben, Verbindungen zur Drohne zu erkennen, sei es durch Bildübertragung oder andere Kommunikationssignale. 

 

Herausforderungen durch uneinheitliche internationale Regelungen

 

Welche Technologie wann und wie eingesetzt werden darf, ist dabei streng geregelt. Die rechtliche Situation bei der Abwehr von Drohnen variiert aber je nach Land und spezifischem Kontext. Die strenge Regulierung bezüglich der Verwendung von Drohnenabwehrtechnologien soll sicherstellen, dass die Maßnahmen nicht die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger, wie etwa das Recht auf Privatsphäre, verletzen oder die öffentliche Sicherheit gefährden.

„Die Drohnendetektion ist für zivile Infrastruktur und Unternehmen grundsätzlich erlaubt“, betont Stephan Kraschansky. Aktive Abwehrmaßnahmen – wie Jamming, Spoofing oder das Übernehmen einer Drohne – fallen jedoch in der Regel in den Zuständigkeitsbereich der Sicherheitsbehörden. 

Während Polizei und Militär also über entsprechende Befugnisse zur Gefahrenabwehr verfügen, dürfen beispielsweise in Deutschland sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Unternehmen oder private Sicherheitsdienstleister nach erfolgter Detektion einer Drohne keine direkten Abwehrmaßnahmen durchführen und in den Luftverkehr eingreifen. „Das Gewaltmonopol liegt aus guten Gründen in der Hand des Staates“, so Dr. Gerald Wissel. 

Die unterschiedliche Regulierung in den einzelnen Ländern erschwert allerdings die Anpassung an die sich stets wandelnde und zunehmende Gefährdungslage. „Es gibt noch erheblichen Regelungsbedarf, insbesondere bei der Definition von Zuständigkeiten und der Effizienz der Gefahrenabwehr“, meint etwa Stephan Kraschansky. Doch er sieht auch Fortschritte: Erste Pilotprojekte, bei denen „C-UAS as a Service“ in Zusammenarbeit mit Polizeieinheiten zum Einsatz kommt, hätten vielversprechende Ansätze gezeigt. „Dennoch fehlt eine einheitliche EU-weite gesetzliche Regelung, die dringend notwendig ist“, schließt Kraschansky.

Autor

Alexander Stark

Alexander Stark

Freiberuflicher Journalist